Warum dürfen Karma Yogis nicht die Sauna besuchen?
Warum dürfen Karma Yogis keine Liegen belegen?
Warum sollen Karma Yogis 15 Minuten nach allen anderen essen?
Sind Karma Yogis in eurer Welt Menschen zweiter oder geringerer Klasse?
Wo ist das Herz?
Wo ist das Miteinander?
Wo ist die Liebe?
Wo ist die Ausgelassenheit, das Licht, der Tanz?
Wo ist die Weiblichkeit?
Wo ist die Offenheit in einen Dialog zu treten?
Wo ist die Bereitschaft ehrliche und authentische Antworten zu geben?
Wo ist die Fähigkeit den Weg und den „Lehrer“ kritisch zu hinterfragen?
Verschreibt ihr euch einheitlich blindem Glauben und unerschütterlichem Gehorsam?
Warum habe ich mich zurückgehalten? Warum habe ich nicht die Fragen gestellt, die mich beschäftigt, bewegt und umgetrieben haben? Warum habe ich meine doch ach so große Klappe gehalten? Ich hatte so viele Fragen. Warum habe ich sie nicht gestellt?
Ich bin noch mitten im Prozess und habe bereits erste Annahmen. Auch wenn es mir sehr schwer fällt das zuzugeben, habe ich mich deren Hierarchie, Obrigkeitsdünkel, ihrem Spiel und dessen Regeln unterworfen. Jedoch ohne sie zu akzeptieren und respektieren. Gewaltig unangenehmes und ungesundes Spannungsfeld. Diese, meine Unterwerfung hat in mir nicht nur Frustration, sondern Wut bis hin zu Zorn ausgelöst – an bestimmten Stellen sogar Hass. Das kommt mir mehr als wage bekannt vor. Es erinnert mich an die Unterwerfung gegenüber meinem Vater.
Allerdings besteht ein grandioser Unterschied. Hier und heute hätte ich mich nicht unterwerfen müssen. Als Kind der Familie, in die ich hineingeboren wurde, war Unterwerfung das einzige und legitime Mittel, um zu überleben. Als 34-jährige Frau, die weder körperlich noch mental bedroht wurde, ist es meine Verantwortung klar zu kommunizieren, was für mich geht und was nicht. Ist der Rahmen unveränderlich, ist es ebenfalls meine Verantwortung mich kritisch zu hinterfragen, ob ich gewillt bin diesen – so wie er ist – anzuerkennen oder nicht. Wenn nicht, obliegt es wiederum meiner Verantwortung entsprechende Konsequenzen zu ziehen, wie bspw. zu gehen. Wähle ich freiwillig zu bleiben und den Rahmen nicht zu akzeptieren, entsteht Leid.
Leid, das sich in Form von Wut, Aggression, Ärger etc. in meinem Inneren zeigt und nach außen spür- und sichtbar ist, weil ich nicht für Klarheit sorge – weder in mir noch im Außen.
"Wähle ich freiwillig zu bleiben und den Rahmen nicht zu akzeptieren, entsteht Leid."
Auch ist es vollkommen irrelevant, ob dieser Ort, die dort lebende Gemeinschaft und deren Praktiken gut/schlecht, konstruktiv/destruktiv, xyz sind. Es liegt an mir, ob ich etwas toleriere oder nicht. Ich kann nicht gleichzeitig Teil von etwas sein, das ich verachte und dann den Teil dafür verantwortlich machen. Es stand mir jederzeit frei zu gehen, was ich schlussendlich auch getan und viel zu lange vor mir hergeschoben habe. Mitunter aus Bequemlichkeit, Mangel an Alternativen, perfider Neugier und Allmachtsphantasien. Japp, das tut weh.
"Ich kann nicht gleichzeitig Teil von etwas sein, das ich verachte und dann den Teil dafür verantwortlich machen"
Nur erklärt das immer noch nicht, warum ich meine Fragen nicht gestellt habe. Mich auf Ausreden auszuruhen und mir Dinge schön bzw. einzureden, entspricht mir nicht. Weder habe ich einfach nur beobachtet oder mich bewusst in Zurückhaltung geübt noch habe ich mich auf mich besinnt oder so verhalten, als würde mich deren Vorgehen und Umgang nichts angehen. Nichts davon habe ich getan. Ich habe analysiert, ich habe hinterfragt, ich habe kritisiert, ich habe "denen" gegenüber die Klappe gehalten und mit Gleichgesinnten groß palavert. Das war unbewusst und unreif, wofür ich Verantwortung übernehmen möchte.
Ich war bequem, ich war feige, ich wollte gemocht, gesehen und anerkannt werden. Ich hatte Angst, wenn ich zu viele und unbequeme Fragen stelle, ich als zu viel und unbequem wahrgenommen und ausgeschlossen werde. Ich hatte Angst Angriffsfläche zu bieten, mich zu öffnen und mit meinen Fragen zu viel von mir preiszugeben. Ich habe mich unsicher und unwohl gefühlt, teilweise sogar ausgeliefert. Ich habe mich an einem alten, allzu vertrauten Ort in meinem Inneren befunden, der mir nicht guttut, der mich auf gewisse Weise lähmt, der mir Schmerz zufügt und mich vergessen lässt, dass ich ein erwachsener Mensch bin. Statt diese Gefühle vollumfänglich da sein zu lassen, den Schmerz zu fühlen, anzuerkennen und entsprechend Verantwortung zu übernehmen, was ein konstruktives Handeln zur Folge gehabt hätte, habe ich meine alte Verletzung auf sie projiziert und gegen sie geschossen. Ich bin in die Rolle meines verletzten inneren Kindes zurückgefallen. Ich war mir nicht die achtsame, fürsorgliche und kümmernde Mutter, die ich damals wie heute gebraucht hätte. Somit voll ins alte Muster verfallen und das Kontroll-Drama des „armen Ichs“ ausgelebt. Na herzlichen Glühstrumpf.
Ergänzung 04.10.2023, 5:30 Uhr | Ergebnis nächtlicher Verarbeitungsprozesse
"Ich war mir nicht die achtsame, fürsorgliche und kümmernde Mutter, die ich damals wie heute gebraucht hätte." Diese Aussage ist zu hart und recht eindimensional formuliert. Ich möchte sie hiermit weiter fassen: "In Bezug auf die energetische Meta-Ebene, den Gesamtkontext, war ich mir noch nicht die achtsame, fürsorgliche und kümmernde Mutter, die ich damals wie heute gebraucht hätte." Auf dieser neuen, nächsthöheren Ebene durfte ich lernen, dass ich noch Entwicklungsbedarf habe.
Was die unteren Ebenen angeht, habe ich unglaubliche Vorschritte gemacht. Diese möchte ich im Sinne der Ganzheitlichkeit und vor allem aus Sanftmut sowie Milde mir selbst gegenüber nicht außer Acht lassen. Ich habe für mich gesorgt. Ich habe mich für meine Bedürfnisse und Wünsche eingesetzt. Ich habe mir ein Wirkungsfeld geschaffen, in dem ich mich wohlfühlen und dienen kann. Sei es der Ort, an dem ich schlafe und auftanke, oder der, an dem ich diene und arbeite. Und das umgehend. Ohne zu zögern, meine Grenzen zu negieren und wieder aus einem Momentum der Verzweiflung und Aggression heraus zu (re)agieren. Ich habe klar und bestimmt formuliert, was ich brauche und möchte. Ich habe mich bzgl. meiner inneren Wachstumsprozesse verletzlich gezeigt und mich mitgeteilt. Bei Bedarf habe ich mich rausgenommen, mir die Auszeit und Ruhe geschenkt, die ich gebraucht habe. Und ich habe nicht darum gebeten, sondern gehandelt und für mich gesorgt. Wie schön es ist, das auch sehen, ehren und achten zu können. Ich fühle mich gerade stolz, dankbar und liebevoll mit mir selbst. Und das freut mich noch viel mehr als alles andere.
AHÈ
Das Schöne an meinen nächtlichen Erkenntnissen, die mich einmal mehr um den Schlaf bringen, ist, dass ich direkt wahrnehmen kann, wie der Tapetenwechsel mich befreit. Ich bin an einem anderen Ort, an dem ich mich deutlich wohler, willkommen und geschätzt fühle. Und schon fließt meine Energie wieder. Das hat zur Folge, wie ich gerade in diesem Augenblick sehr deutlich spüren kann, dass ich mich wieder fühlen, mich wieder beleuchten, kritisch hinterfragen und an meinen Erfahrungen wachsen kann. An dem Ort war ich so in meiner eigenen Box gefangen, die durch das Außen maximal befeuert wurde, dass ich schlichtweg blind für meine dortige Situation war. Auf gewisse Weise fand eine Retraumatisierung statt. Ich war wieder Kind und meinem Vater ausgeliefert. Solange dieser für mich schädliche Einfluss andauerte, war ich nicht in der Lage klar(er) zu sehen.
Natürlich könnte ich jetzt der Gesinnung dieser Gruppierung folgen und die Meinung vertreten, dass wahres Wachstum nur in der direkten Konfrontation mit den Leiden und Übeln dieser Welt stattfinden könne. Ich müsse mich dem Sturm stellen und tiefer bohren, um wirklich zu heilen. Ich gehe mit, das ist EIN Weg. Und früher wäre ich diesem auch gefolgt. Ich wäre geblieben, hätte die Zähne zusammengebissen und mich nicht nur an, sondern über meinen Edge gezwungen. Irgendwann wäre ich auf diese Art auch zu Einsicht und Erkenntnis gelangt. Aber zu welchem Preis? Zum Preis meine eigenen Grenzen nicht nur zu missachten, sondern zu negieren, mein inneres Kind erneut zu retraumatisieren und mir wieder mit übermäßiger Strenge, Härte, Disziplin und Erbarmungslosigkeit zu begegnen – erzwungener Wachstum?
Nein danke!
Was ist das für ein Wachstum, den ich mit „Blut, Schweiß und Tränen“ (um im Wortlaut des „Lehrers“ zu bleiben) erkaufe? Und wenn wir mal ehrlich sind, handelt es sich dabei nicht einmal um Wachstum, sondern um Optimierung. Wachstum ist natürlich, organisch, lässt sich weder erkaufen noch erzwingen. Wachstum ist Natur, ist Mutter Erde, Wachstum IST. Und genau dafür habe ich mich entschieden. Für das natürliche Sein und Erwach(s)en.
AHÉ
"Wachstum ist Natur, ist Mutter Erde, Wachstum IST. "
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