Es ist faszinierend wie sehr auch unsere Gefühle Rhythmen, Zyklen und einem steten Wandel gleichen, vor allem wenn wir ihnen nicht anhaften, sondern sie frei fließen lassen. Hätte mir ein Mensch Anfang November gesagt, ich werde es meistern, Mitte Dezember dem Mann, der mich so tief verletzt hat, meine Liebe zu gestehen - frei, selbst- und bedingungslos - wäre ich entweder in schallendes Gelächter ausgebrochen oder hätte ihn zum Jordan gejagt. Und nicht weniger ist geschehen.
Ich habe gefühlt alle Stadien durchlaufen, die mein Repertoire so zu bieten hatte.
Heiliger Zorn
Tiefste Verachtung
Unbändige Wut
Bodenloser Schmerz
Vernichtende Trauer
Ohnmächtige Angst
Grandiose Reue
Unendliche Dankbarkeit
Haltlose Sehnsucht
Wahrhaftige Liebe
Und als ich bei intrinsisch empfundener, freier, zweckloser und bedingungsloser Liebe angekommen war, machte es Klick. Liebe liebt. Frei, wild, bedingungslos. Sie will nichts, sie fordert nichts und sie geht keinen Tauschhandel ein. Mit anderen Worten - sie will nichts als Ausgleich oÄ zurück Marke eine Hand wäscht die andere. Nein. Sie liebt. Nicht mehr und vor allem nicht weniger.
Sie liebt, unabhängig davon, was der andere Mensch getan hat, tut oder tun wird. Als mir das bewusst geworden ist, war alles ganz klar und so leicht. Ich konnte alles los- und hinter mir lassen. Denn ich hatte auf einer ganz tiefen Ebene etwas enorm Essentielles verstanden.
Ich liebe ihn. Punkt.
Ich habe gewählt ihn zu lieben. Und nur weil er etwas getan hat, höre ich nicht einfach auf zu lieben. Ich mache meine Wahl, meine Liebe zu diesem Menschen, nicht von seinen Taten, Handlungen und seinem Verhalten abhängig. Ich liebe. Ich. Und ich wähle auch, nicht lieben zu wollen. Nur ist das eine Wahl, die ich nie wieder treffen möchte. Ein Leben ohne Liebe ist für mich nicht lebenswert. Das habe ich bereits ausprobiert. Und kann ich nicht empfehlen.
Also ja, unabhängig davon, war war, liebe ich diesen Mann. Aus mir selbst heraus, bedingungslos und frei. Ich weiß nicht, ob meine Liebe erwidert wird und das kümmert mich auch nicht. Ich weiß, wo ich stehe. Ich weiß, wer ich bin. Und ich weiß, wen ich bereit bin zu lieben. Und das macht mich unbeschreiblich glücklich und befreit mich zugleich ungemein.
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