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Level-Theorie

  • Autorenbild: Ina
    Ina
  • 19. Juli 2022
  • 6 Min. Lesezeit

Leider habe ich die Tendenz mir immer wieder ein neues Deckmänntelchen zu suchen, unter dem ich mich verstecken kann. Objektiv betrachtet bin ich auf der Suche nach einem tieferen Verständnis für mich selbst, die im yogischen Sinne bezeichnete Selbst-Realisation oder Selbst-Erkenntnis. Und dafür stehen einem ja so allerhand Weisheiten, Lehren, Philosophien, Ansätze, Coachings und wie sie denn alle heißen mögen zur Verfügung. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon Unzähliges ausprobiert. Egal, ob es sich dabei um die westliche oder die östliche Herangehensweise handelt.


Angefangen im Westen bei Kinder- und Jugendtherapie, Psychotherapie, Ergotherapie, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse & Co. weiter über Energiearbeit, Chakrenarbeit, Sexual Healing, Schamanismus, Akkupunktur, Osteopathie, psychedelischen Retreats und so weiter und so fort, bis ich hin zum Yoga, Ayurveda und im Vergleich noch recht jungen Human Design. Dreimal darfst du raten wer sich mit Feuereifer in alle und jede dieser Praktiken und Ansätze geworfen, sich eingelesen, weitergebildet, sogar ganze Ausbildungen absolviert hat und jetzt mittendrin feststellen darf, dass es das alles nicht ist. Was es auch immer hätte sein sollen. Tatsache ist, ich fühle mich ähnlich wenig angekommen, rastlos und unbefriedigt, wie damals im Eingangspferch meines Ex-Arbeitgebers.


Mitnichten möchte ich meine Erfolge auf dem Weg, den ich seither gegangen bin, klein reden. Ich möchte keinen einzigen, noch so unscheinbar wirkenden Erfolg meiner menschlichen Existenz negieren. Denn gefühlt steht für mich kein Stein mehr auf dem anderen und ich habe etwas komplett Neues aus mir kreiert. Und dafür bin ich unheimlich dankbar. Dennoch muss ich von Tag zu Tag deutlicher feststellen, dass es immer dieselben Themen und Herausforderungen sind, nur auf unterschiedlichen Leveln.


Dazu habe ich eine Theorie. Stell dir vor, du bekommst bei deiner Geburt ein Kartendeck aus hundert Karten überreicht. Jede Karte steht für ein spezifisches Thema. Auf Level 1 startet ihr mit Thema X aus eurem Kartenstapel. Aber eben nur mit einem Thema. Habt ihr dieses Level erfolgreich gemeistert, eröffnet sich euch Level zwei. Auf diesem seid ihr nun mit zwei Themen eures Stapels konfrontiert. Denn ihr geht mit demselben Deck aus denselben einhundert Karten an den Start. Das bedeutet also nicht zwangsläufig, dass ihr mit Thema X aus Level eins hantieren müsst, sondern es können zwei komplett neue, bisher unbekannte Karten auftauchen. Level für Level erhöht sich die Anzahl Karten, sodass du beispielsweise auf Level 12 mit zwölf Karten bzw. zwölf Themen konfrontiert bist. Die Wahrscheinlichkeit, dass unter den zwölf Karten eine oder mehrere enthalten sein können, denen du bereits begegnet bist, steigt entsprechend. Wenn du also das Gefühl hast, „hey, das kenn ich doch“ oder „neeeiiiiinnn, nicht schon wieder. Ich dachte, damit wäre ich durch?!“, hilft dir vielleicht diese Theorie dabei, dem Ganzen etwas spielerisches abzugewinnen. Mir zumindest hilft sie nicht vollends zu verzweifeln.


Dieses Nicht-Angekommen-Fühlen und immer noch nicht wissen, was zum Henker ich eigentlich mit mir und meinem Leben anfangen soll, ist mir also bereits auf einem unteren Level begegnet, wurde mit mehreren Begleit-Karten erfolgreich durchgespielt und tritt jetzt auf Level 17 (absolut willkürlich gewählt) mit noch mehr Begleit-Karten und tieferen Botschaften wieder auf. Jippieeee. Dankbarkeit lässt derzeit leider stark zu wünschen übrig.

Was ich unter tieferer Botschaft verstehe? Hier kommt mein zweites Lieblingsmodell des menschlichen Seins ins Spiel – die Zwiebel. Schälen wir eine Zwiebel – Schicht für Schicht – arbeiten wir uns langsam, aber sicher zum Kern vor. Stell dir vor, dass jede Zwiebelschicht oder jedes Level uns unserem eigenen Kern näherbringt. Bin ich einem Thema auf Level 8 bereits begegnet, jedoch zum ersten Mal, befand ich mich dazumal wohl auf der äußersten Zwiebelschicht und habe höchstwahrscheinlich nur die oberflächlichste Botschaft oder den lautesten Schreihals wahrgenommen. Für die subtileren Klänge war ich auf diesem Level oder zu diesem Zeitpunkt weder bereit noch aufnahmefähig. Das ist keinesfalls kritisch gemeint. Im Gegenteil. Auch wenn ich es mir oft anders wünsche als dieselbe Laier immer wieder aufs Neue durchzukauen und nur hin und wieder subtile Veränderungen wahrzunehmen, ist mir dennoch bewusst, dass diese Zwiebelschichten meinem Schutz dienen. Wäre ich auf jedem Level mit der vollen Tragweite eines Themas konfrontiert, würde mich das nicht nur heillos überfordern, sondern hochwahrscheinlich ins Jenseits befördern. Das klingt vielleicht drastisch, ist deshalb nicht zwingend weniger wahr. Echte Wahrheiten können bisweilen überaus schmerzhaft sein. Und diesem Schmerz müssen wir standhalten können. Warum also nicht langsam, Leven für Level, darauf hintrainieren?


Dieses Vorgehen ist mir doch deutlich lieber als mich dem Schmerz zu entziehen. Klingt im ersten Moment als vermeintlich bessere und vor allem schmerzfreiere Option, rächt sich aber mittel- bis langfristig. Zumindest verlief das bei mir so. Natürlich könnte mein Leben die goldene Ausnahme darstellen, aber so narzisstisch bin ich nun auch wieder nicht. Jahrelang fühlte ich mich immer wieder ein und denselben Situationen ausgesetzt, irrte ziellos umher, ohne zu wissen, dass meine Ziele keine waren, und drehte mich verständnislos im Kreis. Das ging so weit, dass ich dem Leben, so wie es war, abschwören wollte. Ich hatte schlichtweg keine Lust mehr, habe mich als Opfer widriger Umstände sowie als von Gott verlassen und mutterseelenallein gefühlt.

 

Kleiner Exkurs – wer sich an dem Wort Gott stört, ersetze dieses durch eigene Präferenzen. Ich bin übrigens auch keine große Gottes-Anhängerin und hab mich für das Synonym Universum entschieden. Das geht mir irgendwie leichter von der Zunge. Aber das kann ja jede*r entscheiden, wie er oder sie will.

 

Weiter im Text. Egal, ob es sich um den Ablauf von ganzen Freundschaften oder nur um eine durchzechte Nacht mit vom Alkohol vernebelter Birne handelte, Dinge, Situationen, Menschen schienen sich ständig zu wiederholen, ohne dass ich verstanden hätte, wieso und was ich dagegen tun könnte. Mich zurückzuziehen, teilweise sogar zu isolieren, zusammenfassend gesagt zu vermeiden, hat mich keinen Schritt weiter, sondern eher immer tiefer in die Misere geführt. Immer häufigere begegnete ich Typen, die mich respektlos behandelten, im Kleinen wie im großen Stil. Natürlich waren die Männer schuld, alles Arschgeigen. Ich hatte nur unheimliches Pech. Vom Gesetz der Anziehung hatte ich zu diesem Zeitpunkt oder auf besagtem Level nur in Physik zu Schulzeiten gehört. Aber die Brücke, dass alle Naturgesetze auch auf uns Menschen und unsere Interaktion mit unserer Umwelt Anwendung finden, konnte ich nicht schlagen. Zumindest kam diese Botschaft damals nicht an. Jetzt, ein paar Jahre später und einige Level weiter, beginne ich immerhin zu verstehen, dass alles zusammenhängt und sich wechselseitig beeinflusst. Das WIE steht auf einem ganz anderen Papier.


Fassen wir das doch mal zusammen. Ich spiele auf einem höheren Level mit denselben Karten, die mir bei Geburt überreicht wurden und bin aktuell mit aus vorherigen Leveln vertrauten Karten und einigen Neuziehungen, die das erste Mal ihren Inhalt präsentieren dürfen, konfrontiert. Ein Karten-Mix, der mir in dieser Konstellation vollkommen neu ist und dennoch bekannte Themen aufweist, die bereits Zwiebelschicht-technisch ganz schön in die Tiefe gehen. Irgendwo kein Wunder, dass ich auf dem Zahnfleisch gehe. Genau aus diesem Grund, um sich das einmal vor Augen zu führen, tut mir schreiben so gut. Es hilft mir meine Sicht auf die Dinge, auf mein Leben wieder etwas ins rechte Lot zu rücken. Grandios!


In Anbetracht meiner gerade erlebten Erfahrung ist der erste Schritt sich ein bisschen besser zu fühlen, Erkenntnis. Verstehen, was los ist. Jede*r hat verschiedene Wege, um zu Erkenntnissen zu gelangen. Wenn ich dafür mal mich als Beispiel nehme, stehen mir aktuell Wege zur Verfügung, um mir mein IST vor Augen zu führen. Je nach Thema und Lebenssituation gehe ich einen anderen Weg. Aktuell wähle ich aus folgenden Werkzeugen aus.

  • (Selbst-)Gespräch

  • Schreiben

  • Meditieren

  • Malen

  • Psychedelika

  • Reisen

  • Lesen

  • Hören

  • Einfach-mal-machen-und-schauen-was-passiert

Nicht, dass ich diese Werkzeuge immer bewusst wählen und einsetzen würde; es ist eher so ein Gefühl oder ein Zu-mir-kommen. Je mehr ich den Kopf entscheiden lasse, desto weniger erkenne ich. Scheinbar wählt mein Verstand immer den logisch passendsten Weg. Doch so gut wie immer ist dieser nicht der, der mir aktuelles Dilemma wirklich hilft. Als gäbe es bestimmte Kompatibilitäten, die sich mir auf Verstandesebene vollkommen entziehen. Hier ins Vertrauen zu gehen, die Offenheit und die Verletzlichkeit zuzulassen, dass sich schon der richtige Weg offenbaren wird, ist für mich wahrlich Königsdisziplin. Wo wir wieder bei den Werten wären. Sie begleiten mich auf Schritt und Tritt. Bei so viel Treue und Loyalität wäre es nur recht und billig sie endlich ins Herz einzuladen.


An dieser Stelle, und um bei meiner Analogie vom „Spiel des Lebens“ zu bleiben, möchte ich darauf eingehen, dass wir zwar alle mit einem Deck von hundert Karten starten, aber die darin enthaltenen Themen sich nicht zwangsweise gleichen. Auch die Zwiebeltiefe der einzelnen Karten kann unterschiedlich sein. Von der Zusammensetzung einzelner Levelkonstellationen ganz zu schweigen. Will meinen, manche starten mit einem deutlich intensiveren Deck als andere. Bei meiner frühere Spiel-Analogie half mir das alte Nintendo°64 Spiel „Prince of Persia“. Manche müssen sich halt die Kerker gamen, bevor sie Tageslicht sehen. Das macht das Leben aus meiner heutigen Perspektive heraus jedoch nicht unfair, sondern einzigartig und zu einem wahren Kompliment. Starte ich soz. mit Minuskapital traut mir irgendwer/irgendwas deutlich mehr Stärke, Ausdauer, Raffinesse und Kraft zu als jemandem mit einem leichteren Deck. Für mich stellt das einen Ausgleich dar, den ich zwar nicht immer fühlen kann, aber tröstlich für mich ist. Besonders wenn es einmal wieder dunkel wird.



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