Kann und will ich in der Verbindung bleiben, wenn sie mir auf den ersten Augenschein nicht entspricht? Kann und will ich offenbleiben, wenn ich die Befürchtung habe, dass ich verletzt werde? Kann und will ich das in der Fremde mit Fremden, die ich nicht greifen kann? Und sollte es überhaupt darum gehen?
Ich frage mich gerade, wie ein anderer Umgang meinerseits hätte aussehen können. Die naheliegendste Herangehensweise wäre gewesen meine Fragen zu stellen, ungeachtet der Konsequenzen, wie ich gesehen und wahrgenommen werde. Da mir dies scheinbar noch nicht möglich war oder ist, was wäre ein Schritt in diese Richtung?
Eine Möglichkeit ist das offene Gespräch. Ich hätte mich mit Ansprechpartner*innen der Gemeinschaft hinsetzen und ehrlich sagen können, wie es mir geht, wie ich mich fühle und was mir fehlt. Und dann einfach mal schauen können, was passiert. Mit dem Risiko, dass sie bohren, meine Grenzen nicht respektieren und sich übergriffig verhalten. Das "durfte" ich leider auch beobachten. Eine Beobachtung stellt jedoch nur eine Momentaufnahme dar. Diese als Maßstab für jegliche weitere Interaktion anzusetzen, ist unfair. Das bringt mich und die anderen um die Chance überrascht zu werden, sich anders zu verhalten, sich zu entwickeln und zu wachsen. Das ist Trotz. Ich habe mich trotzig verhalten, bin in den Shutdown gegangen. Im Grunde war keine Bewegung mehr möglich. Destruktiver Stillstand. Ich bin aus jeglicher Verbindung getreten.
"Eine Beobachtung stellt jedoch nur eine Momentaufnahme dar. Diese als Maßstab für jegliche weitere Interaktion anzusetzen, ist unfair."
Die Frage ist, wie gehe ich in eine konstruktive Verbindung mit fremden Menschen an fremden Orten? Wie gestalte ich Verbindung, wenn ich mich unwohl, bedroht oder sogar verletzt fühle? Wie mache ich Verbindung möglich und halte gleichzeitig meinen Raum? Wie lasse ich beides koexistieren? Und ist das überhaupt zweckmäßig? Ist Verbindung mit Menschen, denen gegenüber ich Skepsis und Misstrauen empfinde, überhaupt ratsam? Wo hört Verbindung auf und fängt Selbstfürsorge an? Oder ist Skepsis der Casus Knacktus?
"Wie mache ich Verbindung möglich und halte gleichzeitig meinen Raum?"
Vertrauen ist die Basis. Als rein kognitives Konzept ist mir das bewusst. Jedoch scheint mir ins Vertrauen zu gehen aktuell eine sehr große Hürde zu sein. Vor allem, wenn ich mich unsicher und unwohl fühle. Ich habe Angst, dass mich Vertrauen blind und unachtsam macht. Tief im Inneren scheine ich nicht vertrauen zu wollen.
Heurikaaaa - hier bin ich wohl auf einen weiteren tief in mir verankerten Glaubenssatz gestoßen, nämlich dass blindes Vertrauen tödlich ist. Das mag seine und ihre Richtigkeit haben. Schwierig wird’s jedoch, wenn ich sämtliches Vertrauen, also auch Urvertrauen, mit blindem Vertrauen gleichsetze. Next level shit. Ok, ich bin bereit.
"Blindes Vertrauen ist tödlich."
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