Sie kommt in Wellen… brodelt unter der Oberfläche, bricht sich Bahn.
Manchmal überkommt sie mich aus heiterem Himmel. Manchmal schleicht sie sich heimlich an. Manchmal braucht es mehr. Manchmal nur einen unachtsamen Moment. Und sie ist da – die Wut.
Sie macht sich in den verschiedensten Formen bemerkbar & kann die unterschiedlichsten Ausprägungen annehmen. Leichte Gereiztheit, Übellaunigkeit oder ein erster Hauch von Aggression. Die Grundstufen kennen wohl die meisten auf die eine oder andere Weise. Aber Wut zeigt sich noch in anderen Facetten, weitaus heftigeren. In Form von Wutausbrüchen, unkontrollierten Ausrastern & – wenn alle Stricke reißen – in einem flammenden Inferno. Wenn aus Wut blanker Zorn wird…
Wie treffend das Wort “Inferno” doch ist. Es stammt aus dem Italienischen & bedeutet Hölle. Ich habe am eigenen Leib erfahren, weshalb Zorn zu den Todsünden zählt. Nicht dass ich mit dem christlichen Sündenbegriff viel anfangen könnte, glaube ich zumindest die Botschaft dahinter verstanden zu haben. Es geht um Eigenschaften, Taten oder Verhaltensweisen, die schädlich für einen selbst & für andere sind. Das trifft auf den Zorn definitiv zu. Wohlgemerkt ich spreche von Zorn, nicht von Wut. Wut ist eine Grundemotion & gehört zu unserem bunten Potpourri an Gefühlen ebenso wie Freude, Angst, Ekel oder Trauer. Zorn hingegen ist etwas ganz anderes, etwas wesentlich Gefährlicheres.
Mein Zorn ist kalt! Eiskalt, um genau zu sein. Wenn ich zornig bin, wüte ich nicht. Noch werde ich laut oder auf eine andere Art aufbrausend. Nein. Ich bin ganz ruhig, gefasst. Meine Stimme ist sogar relativ leise. Auch deutlich tiefer als sonst. Dennoch vernimmt man jedes Wort – jedes so scharf wie eine Rasierklinge & ebenso kalt. Nicht umsonst ist Dantes 9. Höllenring aus Eis.
Leider hat man in diesem Zustand, in dem nichts anderes mehr von einem bleibt als Zorn, nur noch ein Ziel; zu zerstören. Zorn will sich entladen, auf jede erdenkliche Weise. Er richtet sich gegen Mobiliar, gegen Wände... einfach gegen alles, was greifbar ist. Und das nicht zwangsläufig im physischen Sinne. Hat Zorn einen direkten Empfänger, geht er meistens tiefer. Zielgerichtet lotet er Schwächen aus, um mit eben jenen verheerenden Schaden anzurichten. Und wenn man versucht das zu verhindern, richtet er sich gegen einen selbst. Zusammenfassend lässt sich Zorn – wie ich ihn empfinde – so definieren:
"Zorn ist die Instrumentalisierung von Wut mit dem Ziel zu zerstören.”
Es gab ein Ereignis in meinem Leben, das mich diese Definition gelehrt hat. Ich bin buchstäblich vor Zorn angeschwollen. Meine sonst zierliche Gestalt war aufgedunsen, mein Gesicht puterrot & klammer Schweiß bedeckte meinen gesamten Körper. Die Hände waren in heillosem Ringen um Contenance zu Fäusten geballt – so fest, dass sich die Fingernägel tief ins Fleisch gruben; bis Blut floss.
Ein Schlüsselerlebnis, bei dem ich in meine tiefsten Abgründe blicken konnte. Beängstigend! Ich durfte spüren, fühlen, erleben, wozu ich fähig wäre, wenn man mich in die “richtige” Lage versetzte. Für mich war diese Lage eine emotionale Notsituation. Ein Moment in meinem Leben, in dem ich Todesangst hatte, an dem alles für mich auseinanderbrach, was mir je Halt gegeben hatte. Ein Moment, in dem das letzte bisschen Vertrauen in die Welt & jene, die mich hätten beschützen sollen, starb.
Ich hätte beinahe etwas Unverzeihliches getan. Im letzten Augenblick konnte ich mich bremsen. Meine Kontrollmechanismen waren doch stark genug. Himmel sei Dank, ich hätte mir das sonst nie verziehen. Von Zorn zerfressen & mit einer Aura aus 1’000 gezückter Samurai-Schwerter habe ich anschließend mein Zimmer in Schutt & Asche gelegt. Ich habe alles zertrümmert, was nicht niet- & nagelfest war. Seit diesem Tag kann ich ein bestimmtes Lied nicht mehr ertragen. Es katapultiert mich jedes Mal aufs Neue in diese Situation zurück als wäre es gestern gewesen & lässt mich vor Angst erbleichen.
Solcher Zorn macht Angst. Angst vor einem selbst. Angst davor, wozu man werden, wozu man im Stande sein könnte... wenn der Vorhang fällt. Denn genauso fühlt es sich an. Es ist als würde der Frontallappen, das Kontrollzentrum, einfach wegklappen. Alles wird schwarz. In diesen Momenten verliert man sämtliche Kontrolle, jegliches Urteilsvermögen. Und man brennt so lange bis nichts mehr von einem übrig ist. Paradox, ich weiß. Man geht vermeintlich ruhig, gefasst & zielgerichtet vor, hat aber in Wahrheit keine Wahl. Man läuft wie auf Autopilot. Als hätte jemand ein Programm eingelegt & dann die Stop-Taste zerstört. Es läuft ungehindert bis zum bitteren Ende durch. Ein Eisbrand erster Güte mit oftmals verheerenden Folgen.
Dieser Zustand richtet nicht nur Schaden um einen herum, sondern vor allem im Innern an. Besonders bei dem Versuch den Zorn einzudämmen, ihn nicht an die Oberfläche dringen zu lassen. Man unternimmt alles, nicht so zornig zu werden. Man möchte nicht, dass andere diese Seite von einem sehen, vor einem zurückweichen & erst recht möchte man niemanden auf irgendeine Art verletzen. Das ist das absolut Letzte, was man will. Also zieht man sich zurück. In erster Linie, um andere zu schützen. Aber auch um “gesellschaftsfähig” zu bleiben. Solche “Ausraster” werden von der Gesellschaft nicht toleriert. Von nichts & niemandem. Verständlicherweise. Wenn auch zum grandiosen Nachteil der Betroffenen.
Aus Angst beginnt man den Zorn in sich einzuschließen, geradezu Panik vor ihm zu entwickeln & sich das darunter liegende Gefühl – Wut, Angst, Scham, Trauer etc. – kurz den Schmerz, zu versagen. Das ist der Moment, in dem der Zorn zu wüten beginnt. Wie ein eingesperrtes Tier legt er innerlich alles in Schutt & Asche. Man implodiert im wahren Sinne des Wortes. Nicht nur auf der psychischen, sondern auch auf der physischen Ebene. Der Zorn beginnt sich gegen den eigenen Körper zu wenden, gegen seinen Kerker. Psychosomatik. Meine Akte zählt zahllose Krankheiten, Magengeschwüre, Muskelleiden… kurz körperliche Manifestationen des Zorns in Form von physischem Schmerz.
Um sich ein wenig Linderung zu verschaffen, fängt man an alles mit Gewalt zu verdrängen, weder hinzuhören & erst recht nicht hinzufühlen. Man kappt die Verbindung… Das klappt auch…zumindest im ersten Moment. Dann kommt alles mit Brachialgewalt zurück & richtet dabei fast noch mehr Schaden an als beim ersten Mal. Ähnlich wie ein Tsunami. Seine wahre Zerstörungskraft wird auch erst deutlich, wenn man dachte man habe das Schlimmste bereits hinter sich. Der Mensch ist ein emotionales Wesen. Gefühle gehören zu uns wie die Luft zum Atmen. Eine so starke, intensive & Raum einnehmende Emotion in sich einzusperren... naja… Das ist in etwa so ungefährlich wie sich mit Lady Gagas ominösen Fleischkleid in einen Käfig voller ausgehungerter Raubtiere zu setzen. Weder empfehlenswert, noch gesund für Leib & Seele.
Es gab Phasen in meinem Leben, in denen ich mich regelrecht isoliert & von allen Menschen abgeschottet habe. Ich wusste, nur ein falscher Blick, ein unbedachtes Wort & ich wäre entweder ex- oder implodiert. Um es nicht darauf ankommen zu lassen, ob ich die nötige Kraft aufbringe den Zorn lieber gegen mich statt gegen andere zu richten, habe ich die ganze Situation gemieden. Damit das alles etwas besser vorstellbar wird, hier ein Beispiel. Eine einzelne Fliege, die partout nicht vor mir ablassen wollte & ständig um meinen Kopf kreiste, besaß bereits die “Macht” mich in Raserei zu versetzen. Vielleicht kann man sich so zumindest annähernd das Ausmaß des Pulverfasses vorstellen, auf dem ich saß. Und vielleicht wird so auch klar, welche Macht mein Umfeld, das tagtägliche Leben, bildlich gesprochen die gesamte Welt über mich hatte! Ich war komplett fremdbestimmt, da mein Innenleben so leicht entflammbar & hoch explosiv wie Napalm war. Ich habe mich ausgeliefert & hilflos gefühlt. Die Einsamkeit gab es als Bonus noch dazu. Am schlimmsten war jedoch, dass ich mich überhaupt nicht mehr verstanden habe. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hätte ansetzen sollen, um an meinem Zustand etwas zu ändern. Gefühle & Gedanken, die leider nicht zur Besserung beitragen.
Was macht man nun mit einem riesigen Pulverfass unterm Arm & lauter Fackeln um einen herum? Richtig, man besorgt sich Wasser. Wasser ist zwar in diesem Fall kein Problemlöser, denn das Fass löst sich dadurch nicht in Luft auf. Aber es verhindert die größte & vor allem akute Gefahr einer unkontrollierten Explosion. Leider habe ich in meinem jugendlichen Leichtsinn oft zum falschen Wasser gegriffen, nämlich zum hochprozentigen. Und das – je nach Stimmung – mit fast ebenso verheerenden Folgen wie das, was ich ja eigentlich zu vermeiden oder zu betäuben suchte. Deshalb hab ich damals auch wohlweislich meine Fingerchen von den Drogen gelassen. Nur das Universum weiß, was sonst passiert wäre...
Tatsächlich waren im ersten Schritt Filme, (Hör-)Bücher, Geschichten… einfach Dinge, die mich aus dem Hier & Jetzt in eine fremde Welt entführten, eine Form der Linderung. Je fantasiereicher, magischer... ja, je weniger real die Geschichten waren, desto besser. Ich konnte mich in eine andere Welt träumen, in meine Fantasie flüchten & dort wenigstens etwas Ruhe finden. Ruhe & Raum. Beides so dringend benötigt, um Kraft zu tanken für den eigentlichen “Kampf”.
Bereits relativ früh war mir klar, dass es Dinge in meinem Leben gibt... Dinge, die passiert sind, mit denen ich nicht fertig werde. Dinge, die mich zu überrollen drohen, die Ursache für all diesen Schmerz, all diesen Zorn sind. Dinge, die ich überhaupt erst einmal fassen & verstehen muss. Und mir war klar, dass ich das alleine nicht schaffe, dass ich Hilfe brauche. Hilfe, die ich zum Glück auch bekommen habe. Wenn auch nicht immer die, die ich gebraucht hätte.
Es gibt leider ganz viele Mediziner:innen, Therapeut:innen, Heiler:innen oder wie sie sich auch betiteln mögen, für die ihr Beruf leider einfach nur ein Job & keine Berufung ist. Fair enough. Wir sind alle nur Menschen. Was man dabei aber nicht vergessen darf, ist, dass es sich bei der “Materie”, mit der hier “gearbeitet” wird, eben AUCH UM MENSCHEN handelt & nicht um Waren. Aus Leid lässt sich nämlich super Profit schlagen. Wenn man keine Wahl hat, will meinen wenn man verzweifelt genug ist, probiert man so ziemlich alles aus, um Linderung zu erfahren. Und das kann mächtig ins Geld & noch mehr in die Hose gehen. Besonders wenn man feststellt, dass die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt & es Alternativen bedarf.
Es gibt unzählige Formen von alternativen Heilmethoden – von Akupunktur, über Astrologie, Energiearbeit, Heilpraktiker:innen, Homöopathie, Osteopathie, bis hin zur Handlesekunst, Tarot-Karten oder Bioresonanz-Therapie, um nur einen Bruchteil zu nennen. Da dieser Bereich nicht im selben Maße einer Prüfung bzw. Regulierung unterworfen ist, wie das bei der Schulmedizin der Fall ist, wimmelt es dort leider von Quacksalber:innen & Scharlatan:innen. Hier die Spreu vom Weizen zu trennen ist manchmal noch schwerer als der Prozess selbst. Es fehlen Normen oder “Gütesiegel”. In der Schulmedizin ist das mehr oder weniger der Fall. Aber auch dort gibt es genügend Stümper:innen auf dieser Welt wie wohl oder übel in jedem Bereich menschlichen Wirkens. Rein die Mundpropaganda kombiniert mit Empfehlungen bereits erfahrener Klient:innen bringt ein bisschen Licht ins Dunkel. Um dieses Thema abzurunden – die Internetrecherche ist in diesem Fall ein falscher Freund. Denn da ist guter Rat im wahren Sinne des Wortes echt teuer.
Aber egal, ob in der Schul- oder Alternativmedizin, wahre Leuchtsterne gibt es dennoch. Sie tun das, was sie tun, aus Berufung, mit echter Größe & aus purer Überzeugung. Und das ist spürbar. Meist erkennt man sie daran, dass sie sich selbst nicht HEILER:INNEN o.Ä. nennen. Diesen Menschen liegt wirklich daran zu helfen. Sie begleiten einen auf dem steinigen Weg & stehen einem bei, wenn es wieder einmal dunkel wird. Dank der Hilfe einiger ausgewählter Menschen, war es mir möglich meinen Zorn mehr & mehr unter Kontrolle zu bringen & meine wahren Gefühle dahinter zu erkennen. Dass hinter all dem Zorn jede Menge verdrängter Schmerz steckt, der gesehen, gehört & gefühlt werden will. Mich diesem Schmerz zu stellen, ist meine Aufgabe. Und ich bin heilfroh, dass ich das nicht ganz allein tun muss. Ich habe inzwischen Support, meinen kleinen Kreis, der mir die Hilfe gibt, die ich brauche, um meinen Weg zu gehen.
Leider hat nicht jede*r dieses Glück. Es gibt unzählige Menschen, die keine Hilfe bekommen. Die ganz allein sind mit ihrem Schmerz. Oftmals, weil ihnen Hilfe systemseitig verweigert wird. Die häufigste Antwort, die man erhält, lautet: “Kein Platz verfügbar” – will meinen, man habe nicht die entsprechende Versicherungsklasse & bringt schlichtweg nicht genügend Geld ein. Wenn man als “nicht therapierbar” gilt, bedeutet das, man übersteigt das Wald- & Wiesen-Können & benötigt echte Fachkompetenz, die leider nur spärlich gesät & teuer ist. Da ist es doch deutlich einfacher die Schuld den Suchenden zuzuschustern statt zugeben zu müssen, dass der Fall die eigene Kompetenz übersteigt. Und dann gibt es noch die Fälle, bei denen die herkömmliche Schulmedizin schlichtweg versagt. Wo es einfach MEHR bedarf!
Ganzheitlichkeit wäre gefragt. Leider ein "Mehr", das zu 99% nicht abgedeckt, noch unterstützt wird. An dieser Stelle möchte ich nochmals kurz darauf hinweisen, dass hier von Menschen die Rede ist. Nicht vom Berliner Flughafen. Es geht um Menschen, denen man so viel Leid zugefügt hat, dass sie nicht mehr anders können… die in ihrem Schmerz ertrinken. Schlimm genug, dass sie sich in solcher einer Situation befinden. Sie dürfen sich auch noch selbst auf den Weg machen & dieser ist ein steiniger, von vielen Rückschlägen & Sackgassen geprägt. So viel Frustrationstoleranz & Durchhaltevermögen ist schon in guten Zeiten eine Herausforderung. In dunklen Zeiten nahezu unmöglich. Die Kraft dazu fehlt. Von der Finanzierung ganz zu schweigen.
Aber fokussieren wir uns auf die, die es am Schwersten trifft, die am dringendsten Hilfe benötigen. Die, die wenn man rechtzeitig ansetzen würde, die Chance auf ein erfülltes Leben hätten. WENN, WÜRDE, HÄTTE… Die Rede ist von den Kleinsten von uns. Unsere Kinder! Kinder, denen Schreckliches widerfahren ist. Kinder, die leiden!
Sie wissen oft nicht einmal, warum… Woher sollen sie wissen, dass sie sich nicht so fühlen müssen? Dass das nicht normal ist? Dass das Leben nicht so schwer sein muss? Dass es nicht ihre Schuld ist? Dass sie Besseres verdient haben?
Sie wissen nicht, dass sie Hilfe benötigen. Wenn sie es dann wissen, ist es oft schon zu spät. Und wer unterstützt sie dann dabei, die Hilfe zu bekommen, die sie wirklich benötigen? Und auch dabei, wo diese Hilfe zu finden ist? Und vor allem wer bezahlt das ganze? Wenn Eltern es selbst nicht besser wissen… Wenn Eltern versagen… oder es sie schlichtweg nicht kümmert [weiter verbreitet als angenommen] Was dann? Jugendamt? Pflegefamilie? Heim? Klinik? Entzug? Straße?
Hin & her geschoben…
Traumatisiert…
Nicht gewollt…
Wütend… zornig… am Ausrasten!
Mit Psychopharmaka ruhig gestellt
Und wem gibt man die Schuld? Genau, den Kindern! Sie sind falsch, sie haben sich nicht unter Kontrolle, sie passen nicht ins System. Ämter & Psycholog:innen haben für solche Kinder sogar einen Fachbegriff – SYSTEMSPRENGER!
Ich finde diese Bezeichnung ist das Allerletzte. Institutionen, die es eigentlich besser wissen sollten, die wissen, dass kein Kind so auf die Welt gekommen ist, geben mit dieser Bezeichnung abermals dem Kind die Schuld. Dieser Begriff ist eine Rechtfertigung, sogar eine Genugtuung für die, die einen zum “Systemsprenger” gemacht haben. Er gibt ihnen auf perfide Weise Recht.
“Du bist Schuld, dass ich dich eingesperrt habe, denn du wolltest ja nicht hören.”
”Du bist Schuld, dass ich dich geschlagen habe, denn du hast mich provoziert.”
“Du bist Schuld, dass man dich geholt hat, denn du warst ja nicht brav.”
Was geht in den Köpfen von Erwachsenen vor, dass sie glauben EIN KIND, oft das eigene und/oder Schutzbefohlene, könnte wirklich SCHULD AN IRGENDETWAS tragen? Feigheit, Unvermögen, Inkompetenz. Es bedeutet die Verantwortung für das eigene Versagen, egal welcher Art, auf das Kind abzuwälzen. Daran kranken nicht nur Familien, sondern ganze Systeme.
In diesem Sinne sind SYSTEMSPRENGER vielleicht genau das, was wir brauchen. Menschen, egal welchen Alters, welchen Geschlechts, welcher Herkunft, welcher Religionszugehörigkeit etc., die so aus dem System fallen, dass sie dessen Schwachstellen offenbaren. Die auf sich aufmerksam machen, weil sie eben nicht ins überzeichnete Bild passen, sich nirgends einordnen, sich nicht klassifizieren lassen oder irgendeiner “Norm” [WTF – wir sind Menschen keine Dinge] entsprechen. Vielleicht braucht es genau das – eine Sprengung. Dann gäbe es wenigstens die Chance endlich etwas Neues, etwas Gesünderes entstehen zu lassen. Etwas,…
das Menschen nicht mehr bewertet & in Schubladen steckt
das wieder mehr Miteinander statt Gegeneinander schafft
das Menschen nicht mehr als genormtes, klassifiziertes Gut betrachtet
das wieder den Wert eines jeden Menschen erkennt
Und insbesondere, dass wir wieder lernen, was wirklich wichtig ist. Nämlich WIR!
PS Wen dieses Thema interessiert – in der ZDF Mediathek gibt sowohl eine anschauliche Dokumentation, als auch einen guten Film über Kinder, deren Wut ihnen das Leben ungemein erschwert & wie verschiedenste Institutionen, Beteiligte, Verantwortliche etc. damit “umgehen”.
Doku “Die Wütenden”
Film “Systemsprenger”
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