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  • Ina

Silberstreifen

Was soll ich sagen – ich brauche dringend Ruhe & Erholung. Meine Grenzen wurden in den letzten Wochen so oft übertreten, dass ich am Ende meiner Kräfte bin. Vollkommen aus dem Gleichgewicht. Ich fühle mich müde, energielos, erschöpft, unausgeglichen, schlecht gelaunt, gereizt & teilweise sogar aggressiv, je nach dem was im Außen auf mich einprasselt. Zusätzlich bin ich enttäuscht von mir & muss mir redlich Mühe geben, nicht wieder in Selbsthass & Selbstzweifel zu verfallen oder zu streng mit mir zu sein. Definitiv eine Herausforderung.

Inzwischen gelingt es mir recht gut zu erkennen, wenn ich in meine alten Muster verfalle & auch, was das mit mir macht. Eine gute Seele konnte mir zusätzlich dabei helfen meine momentane Situation aus einer etwas wohlwollenderen Perspektive zu sehen. Nämlich dass es bereits ein unheimlich weiter Schritt ist zu erkennen, dass ich in alte Fahrwasser gleite statt hilflos im Strudel zu strampeln ohne zu wissen wie mir geschieht. Die Lücke zwischen Verhalten & Erkenntnis wird immer kleiner. Darüber darf ich mich freuen & versuchen etwas geduldiger mit mir sein.


Aktives & gesundes Grenzen setzen – mir selbst & anderen gegenüber. Immer wieder. Ein Thema, das ich lernen darf. Dass das nicht von heute auf morgen funktioniert, vor allem nach Jahrzehnte bestehender Konditionierung, ist wenig verwunderlich. Leider vergesse ich das gerne mal. Niemand legt so hohe Ansprüche an mich wie ich selbst. Gerade zwingt mich buchstäblich niemand zu irgendwas oder erwartet auch nur irgendetwas von mir – außer mir selbst. Dennoch verspüre ich einen immensen Druck; nämlich meinen eigenen. Mein unbewusster Anteil ist hier fleißig am Werk. Da sitze ich in meinem altbekannten Zug & fahre schon eine ganze Weile in eine bestimmte Richtung ohne überhaupt bemerkt zu haben, dass ich in ihm sitze.


Gerade wird mir das mehr & mehr bewusst, versuche einfühlsam dagegen zu wirken & die Gewalt außenvor zu lassen. Schön & hilfreich wäre es mich mit Menschen auszutauschen, die sich auf einer ähnlichen Reise befinden wie ich. Das fehlt mir des Öfteren. Ein solcher Austausch unterstützt mich bei meiner Selbstreflexion & hilft mir meine Perspektive auf mich selbst in ein liebevolleres Licht zu rücken. Ich kann schon wirklich sehr streng mit mir sein, wenn ich niemanden um mich habe, der oder die mir etwas Einhalt gebietet.

Das ungeheure Lernpotenzial, das in meiner aktuellen Lage steckt, ist mir nicht entgangen. Zu lernen mich bewusst & gezielt abzugrenzen ohne Angst vor den Folgen ist essentiell. Nicht nur für mich. Ich glaube ein jeder Mensch sollte sich mit diesem Thema aktiv auseinandersetzen. Findet doch Grenzübertretung täglich & überall statt. In Grenzsituationen bestehen oft mehr als die bekannten Handlungsoptionen – fight, flight, or freeze.


Bisher habe ich vor allem zwischen “aushalten” (freeze) & “von mir Stoßen” (fight) Ping Pong gespielt. Im Kleinen wie im Großen. Ein anderes Handlungsspektrum gab es für mich nicht. Bis heute habe ich Schwierigkeiten damit mich sanft, aber bestimmt abzugrenzen & meinen Raum zu wahren. Es gab bereits zahllose Gelegenheiten das zu üben. Leider bisher mit eher mäßigem Erfolg. Awww, eine herrlich diplomatische Beschreibung für ein absolutes Desaster. Meine Schweizer:innen wären stolz auf mich. Ich habe irgendwie im Gefühl, dass sich mir höchstwahrscheinlich noch diverse weitere Gelegenheiten zum Üben bieten werden, wohl bis ich den Punkt erreiche, an dem ich sein möchte. Nur das Universum weiß, wann das sein wird.

Gerade bin ich noch etwas im Zwiespalt mit mir, ob ich das Erlebte der letzten Tage niederschreiben & somit Raum geben möchte. Auf der anderen Seite diese Geschichte nun ein Teil von mir. Höchstwahrscheinlich werde ich sie erzählen, sie verarbeiten. Nur noch nicht jetzt, nicht heute. Sie muss noch etwas sacken, um ihr selbst die Schärfe zu nehmen. Vielleicht kann ich ihr sogar noch etwas Positives abgewinnen. Wer weiß.


Apropos Positivität – die Verbindung zu meinem Körper wächst & wächst. Ich kann mich immer besser spüren & sehr gut ablesen, wo Emotionen sich in meinem Körper manifestieren. Mein Kiefer steht enorm unter Spannung. So sehr, dass mir teilweise sogar die Zähne wehtun. Mein Gesicht ist gerade Speicherort für Angst & Frust. Auch bekomme ich einen giftigen & angriffslustigen Ausdruck. Die Augen sind dunkel & müde. Augenringe feiern Polka. Meine Schultermuskulatur ist komplett verhärtet. Aufrecht sitzen bereitet mir Schmerzen. Ich atme deutlich flacher, sogar gepresst & wenig in den Bauchraum. Der Nacken ist steif. Im Kopf herrscht ein dumpfes Pochen, vor allem im Ansatz der Nackenmuskulatur & in den Schläfen.

Auch wenn sich das nicht angenehm anfühlt, freue ich mich über den Umstand, dass ich es wahrnehmen & 1:1 mit meiner aktuellen Situation in Verbindung bringen kann. Ich drücke es nicht weg, lasse es einfach sein & beobachte. Auch versuche ich auf meine Empfindungen einzugehen & mir Linderung zu verschaffen. Ich freue mich so auf das Meer. Wasser ist so heilsam. Die Sonne tut ihr übriges. Ich bin guter Hoffnung, dass die Zeit & das neue Umfeld mich unterstützen werden wieder in meine Mitte zu kommen. Vertrauen in mich, den Prozess & das Universum.

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